Seekrankheit auf der Kreuzfahrt: Ultimative Tipps zur Vorbeugung und Behandlung

Es gibt zwei Arten von Passagieren auf Kreuzfahrtschiffen: Den einen machen Wellen- und Schiffsbewegungen gleich gar nichts aus, den anderen verursachen sie Seekrankheit mit Unwohlsein und Übelkeit. Wenn Du zu den letztgenannten gehörst, dann lass Dir nicht den Urlaub und die Kreuzfahrt verderben – lies nachfolgend unsere praktischen Tipps und Tricks, die sich für uns bei zahlreichen Kreuzfahrten bewährt haben.
Inhaltsverzeichnis
Wie kommt es zur Seekrankheit?
Obwohl Deck und Kabine auf einem Kreuzfahrtschiff stabil wirken, ist Dein Körper ständig in Bewegung – besonders bei Seegang. Dein Gleichgewichtsorgan nimmt diese Schaukelbewegungen wahr, während deine Augen eine stabile Umgebung signalisieren.
Dieses Durcheinander an Informationen führt zu Irritationen im Gehirn und kann die gefürchtete Seekrankheit auslösen. Typische erste Anzeichen sind Müdigkeit, nachlassende Motivation, tränende Augen, leichte Kopfschmerzen und vermehrtes Gähnen. Auch verstärkter Speichelfluss und Schwitzen können auftreten.
Im weiteren Verlauf kommt es dann zu den klassischen Symptomen wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Wenn früher die Passagiere ihren Oberkörper über die Reling beugten und den Mageninhalt dem Meer übergaben, sprachen die alten Seefahrer-Hasen vom „Fische füttern“.
Ursache für das Erbrechen ist die Interpretation des Körpers von Schwindel und Kopfschmerzen als Vergiftung. Dann erfolgt durch den Überträgerstoff Histamin das Signal: Magen entleeren, als Schutz gegen die vermeintliche Vergiftung.
Die gute Nachricht: Moderne, große Kreuzfahrschiffe sind zwischenzeitlich so ausgestattet, dass die Schiffsbewegungen auf ein Minimum reduziert werden. So wird beispielsweise die Geschwindigkeit auf die Wellenamplitude abgestimmt und technische Hilfsmittel wie Stabilisatoren werden „ausgefahren“.
Seekrank auf Kreuzfahrt: Beste Mittel gegen Seekrankheit
Es gibt zahlreiche Tipps und Tricks gegen Seekrankheit. Probiert mal ein Rückziehen in die Mitte des Schiffs; dort sind die Seebewegungen deutlich weniger zu spüren. Ganz extrem ist es uns auf der Mein Schiff 7 so ergangen. Wir besuchten bei leichtem Seegang das Theater ganz vorne im Schiff – ohne Sichtkontakt nach draußen.
Wellen und Windstärke haben das Schiff auf und ab bewegt (die Seeleute nennen das „Stampfen“), das Gehirn hat nur die stabilen und starren Wände des Theaters wahrgenommen und schon ist der ganze Körper verwirrt. Um die Übelkeit zu verringern, sind wir zwangsläufig in die Schiffsmitte mit Blickmöglichkeit nach draußen gewechselt: und schwupps, es wurde besser mit der Übelkeit.
Helfen kann auch frische Luft an Deck; hier wirkt dann aber meist die Tatsache, dass Schiffsbewegung und Horizontbewegung für das Gleichgewichtsorgan und Auge deckungsgleich sind.
Was auch bei Seekrankheit hilft: Ingwer. Ihm wird eine magenberuhigende Wirkung nachgesagt. Empfohlen wird eine Dosis von ca. 500 Milligramm alle 4-5 Stunden. Wir selbst haben das aber noch nie ausprobiert.
Es versteht sich von selbst, dass bei Seekrankheit der Konsum von Alkohol kontraproduktiv ist: also Finger weg von Bier, Sekt und alkoholischen Cocktails.
Ein weiteres Mittel, um Seekrankheit und vor allem das Erbrechen zu verhindern, ist die Senkung des Histaminspiegels im Körper. Dies kann zum einen durch Verabreichung von Vitamin C erfolgen, oder aber durch angepasste Ernährung, z. B. durch kohlehydrathaltige, fettarme Ernährung mit Obst, Gemüse, Karotten, einfache Suppen oder der gute alte Zwieback.
Kontraproduktiv sind histaminhaltige Lebensmittel wie Wurst, Käse, Tomaten, Erdbeeren, bestimmte Nüsse (etwa Walnüsse), Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol.
Seekrankheit: Ohrstöpsel in ein Ohr
Die Lösung mit dem Ohrstöpsel klingt erstmal ungewöhnlich. Ein alter Seefahrer, den wir auf einer Kreuzfahrt in der Karibik getroffen haben, schwört auf diese einfache Methode. Der Trick: Verwende nur einen Ohrstöpsel in einem Deiner Ohren. Die Theorie dahinter ist, dass diese kleine Irritation das Gehirn dazu bringt, die widersprüchlichen Informationen aus dem Innenohr zu ignorieren, welches durch die Schiffsbewegung aus dem Gleichgewicht gerät.
Stattdessen konzentriert sich das Gehirn auf die visuellen Reize, die Bewegungen wahrnehmen. Indem es die visuelle Information über Bewegung mit den Körperempfindungen in Einklang bringt, kann der „Seekrankheits-Alarm“ im Kopf ausgehebelt werden.
Ohrstöpsel sind leicht erhältlich – ob online, in der Apotheke oder im Fachhandel – ein Versuch ist es allemal wert! Wir haben es nicht selbst probiert, der alte Seebär schwört aber (immer noch?) drauf.
Seekrankheit: Medikament?
In schwerwiegenderen Fällen, oder wer auf die Hausmittel und sanfteren Wege keine Lust hat, können auch Medikamente gegen Seekrankheit helfen. Antihistaminika helfen, indem sie die Histamin-Rezeptoren im Körper blockieren, haben aber oft die unschöne Nebenwirkung, dass sie müde machen. Sie retten die Urlaubsfreuden, indem sie die Übelkeit und das Übergeben beseitigen – allerdings verbringt Ihr dann mehr Zeit liegend in der Kabine.
Antihistaminika mit calciumantagonistischer Wirkung blockieren ebenfalls die Histamin-Rezeptoren im Körper und machen im Gegensatz dazu aber nicht so müde.
In jedem Fall ist der behandelnde Hausarzt vor Verabreichung solcher Medikamente hinzuzuziehen – gerade wenn man sich vorsorglich mit dem einen oder anderen Medikament ausstatten möchte.
Nachfolgend listen wir Euch unsere Notfall-Präparate auf, die bei uns gewirkt haben und die wir gut vertragen haben.
Ich bin kein Arzt und die folgenden Informationen sind nur allgemeine Ratschläge. Sie ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultiert immer Euren Arzt oder Apotheker, bevor Ihr Medikamente einnehmt.
Vomex A Retardkapsen (Wirkstoff Dimenhydrinat) Beipackzettel von Vomex A Retardkapsen
Vomex A enthält den Wirkstoff Dimenhydrinat, der zur Gruppe der Antihistaminika gehört. Es wirkt gegen Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Ursachen, insbesondere bei Reisekrankheit, indem es die Histamin-Rezeptoren im Gehirn blockiert, die eine Rolle bei der Entstehung von Übelkeit spielen.
Die Retardform sorgt für eine verzögerte und lang anhaltende Freisetzung des Wirkstoffs. Für uns war es immer gut verträglich. Nebenwirkungen sind laut Hersteller Müdigkeit, Schläfrigkeit und Mundtrockenheit. Gelegentlich können Schwindel, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Sehstörungen auftreten.
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Emesan (Wirkstoff Diphenhydraminhydrochlorid) Beipackzettel von Emesan
Emesan ist ein Antihistaminikum der ersten Generation. Es wirkt gegen Übelkeit, Erbrechen und Reisekrankheit indem es die Wirkung von Histamin im Gehirn und im Magen-Darm-Trakt blockiert. Es hat auch eine beruhigende Wirkung.
Nebenwirkungen sind laut Hersteller Müdigkeit, Schläfrigkeit, Benommenheit oder auch Mundtrockenheit, Schwindel, Koordinationsstörungen, Verstopfung, verschwommenes Sehen, Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
Pflaster gegen Seekrankheit: rezeptfrei
Ich bin kein Arzt und die folgenden Informationen sind nur allgemeine Ratschläge. Sie ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Konsultiert immer Euren Arzt oder Apotheker, bevor Ihr Medikamente einnehmt.
Insbesondere bei Seglern ist das rezeptfreie Pflaster gegen Seekrankheit unter dem Namen „Scopoderm“ beliebt. Es wird vorbeugend genutzt und mindert die Seekrankheitssymptome Übelkeit und Erbrechen.
Das Pflaster enthält den Wirkstoff Scopolamin, der unmittelbar nach Aufkleben auf die Haut über eben diese aufgenommen wird. Die Wirkung ist hier vergleichsweise stark und vor allem lang andauernd – in der Regel über mehrere Tage. Daher ist diese Methode insbesondere bei längeren Trips beliebt.
Die kleinen, runden Pflaster werden 6 Stunden vor Schiffsreisebeginn oder Beginn des Seegangs hinter die Ohren auf eine trockene und haarfreie Stelle geklebt. Dort kann und soll es für 3 Tage verbleiben und seine Wirkung entfalten.
Ich habe das Pflaster ein Mal genutzt. Die Wirkung ist gut, aber es ist ein wenig Gefummele mit dem Hinkleben, da man die Pflaster nur am Rand anfassen soll, um nicht mit dem Wirkstoff in Berührung zu kommen – der soll nämlich himterm Ohr auf die Haut.
Zu vermeiden ist unbedingt, dass Wirkstoffreste über die Finger in die Augen kommen. Dann drohen verschwommene Bilder oder Pupillenweitungen. Duschen oder anderweitiger Wasserkontakt mit Pflaster ist laut Hersteller möglich. Ein längerer Tauchgang sollte aber vermieden werden oder zu einer Neubeklebung führen.
Das Pflaster und der Wirkstoff sind hilfreich gegen Seekrankheit. Da es sich um einen starken Wirkstoff handelt, sind einige Abklärungen im Vorfeld zu treffen. So sind Wechselwirkungen und Überreaktionen möglich. Das Pflaster sollte daher nicht bei Kindern und Schwangeren benutzt werden. Also unbedingt die Packungsbeilage studieren und ggfs. den Arzt des Vertrauens hinzuziehen.
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Seekrank: Akkupressurbänder helfen Dir
Ein kreuzfahrterfahrenes Ehepaar aus Koblenz hat uns an Bord der Mein Schiff 6 einen neuen Tipp gegeben. Die Dame saß an unserem Nachbartisch und während des Smalltalks sind wir auf Ihre Armbänder am Handgelenk gekommen. Sie schwört seit Jahren auf diese von Segelfahrern empfohlene Akkupressur-Methode zur Linderung von Seekrankheit-Beschwerden.
Die Bänder (Sea-Band) haben eine oder zwei kleine Kugel(n) integriert, die dauerhaft und ganz leicht auf einen bestimmten Punkt auf der Unterarm-Innenseite unterhalb des Handgelenks drückt. Die Kosten sind mit 15-20 EUR überschaubar, die Nebenwirkungen ebenfalls und die Wirkung muss wohl jeder selbst mal testen.
Unsere langjährige Reisebüro-Mitarbeiterin hat uns erzählt, das Akkupressurband seit vielen Jahren zu nutzen, auch auf einer Hurtigruten-Reise auf einem kleineren Schiff, bei dem die Wasserbewegungen naturgemäß deutlicher zu spüren sind.
Sie hat uns erzählt, dass die Bänder bis zu einer bestimmten Seebewegung sehr gut helfen würden. Sobald es aber stürmischer wird, lässt die Wirkung nach und es muss zu „härteren Mitteln“ gegriffen werden.
Allerdings kann laut Hersteller die Wirkung durch manuelle Druck auf die Kugel(n) im Bedarfsfall noch verstärkt werden.
Wir werden uns die Akkupressurbänder besorgen und auf der nächsten Reise ausprobieren und im Anschluss von unseren Erfahrungen berichten.
Zusammenfassung
Seekrankheit muss nicht den Urlaub verderben. Von der Wahl der Kabine über bewährte Hausmittel wie Ingwer bis hin zu medikamentösen Optionen und ungewöhnlichen Tipps wie dem Ohrstöpsel-Trick – es gibt viele Wege, die Seekrankheit in Schach zu halten oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Wichtig ist, verschiedene Ansätze auszuprobieren und herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. Lass Dich von der Seekrankheit nicht unterkriegen und genieße deine nächste Kreuzfahrt in vollen Zügen! Und denk daran: Bei Unsicherheiten oder Fragen zur medikamentösen Behandlung ist der Gang zum Arzt oder Apotheker immer die beste Wahl.